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AutorenbildMichael Anker

Mittendrin am Rand


Um das Räderwerk des Kapitals am Laufen zu halten, braucht es ständig neuen Schmierstoff. Menschen die geschmeidig genug sind sich im Labyrinth der Zahnräder zu bewegen. Sie sind Treibstoff und Schmiermittel zugleich. Wer hier versagt, wer zwischen die Zähne des Molochs gerät, den spuckt das System gebrochen wieder aus. Es kann jeden treffen: Burnout, Depressionen, Nervenzusammenbruch oder Alkohol- und Drogenprobleme. Psychische Erkrankungen sind weiter verbreitet als allgemein angenommen wird. Fachleute für Psychiatrie und Psychotherapie gehen davon aus, dass jedes Jahr mehr als ein Viertel der Erwachsenen davon betroffen sind.

Durch einen Zufall habe ich im letzten Jahr in einer Tagesstätte Menschen mit psychischen Erkrankungen kennengelernt und später porträtiert. Entstanden ist eine erste Fotostrecke mit etwa 30 Bildern. Wie vielen anderen Menschen auch, waren mir ihre Probleme und Lebensumstände unbekannt. Durch die Fotosession, sowie durch Gespräche mit den Betroffenen und ihren Betreuern erfuhr ich mehr von ihrer Welt. „Es ist nicht immer leicht, die von Menschen konstruierte Wirklichkeit zu verstehen, sich in sie hineinzuversetzen, ohne sich in ihr zu verlieren“, sagt die Leiterin der Einrichtung, über den schmalen Grat zwischen Wirklichkeit und Fiktion.

Inzwischen waren die Fotos in einer Ausstellung zu sehen und die Tagespresse berichtete darüber. Ich hoffe, dass das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung präsenter wird und hilft zu verstehen, dass die Anderen gar nicht so anders sind. Ein Teil der Aufnahmen hängen jetzt in der Tagesstätte und stärken dort das Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Technik: Fujifilm X-Pro2, XF 50 1:2; Adobe Lightroom


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