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  • AutorenbildMichael Anker

Wie läufts?

Dezember 2021 - das Jahr im Rückblick

Analoge Fotografie nimmt in meinen Arbeiten wieder einen breiteren Raum ein.

Ein weiteres Pandemie-Jahr geht zu Ende und längst chronifizierte, regelmäßig verdrängte, gesellschaftliche Spannungen falteten sich vor uns auf, wie ein Grabenbruch die Erdkruste. Bisher Unausgesprochenes steht im Raum und stellt Jeden vor die Frage, wie umgehen mit dieser Situation? Nach einer ersten Zeit innerer Einkehr, kam nun der Punkt, mein Sehen neu zu justieren. Angedeutet hatte sich diese Korrektur schon einige Zeit zuvor.

Menschenfotos faszinieren mich seit je her und so wurde aus den gegenwärtigen Umständen eine neue Portraitserie geboren. „Das fahle Mondlicht der Stille“ reflektiert die Betroffenheit meines engsten Familien- und Freundeskreises. Diese Zeit lässt sich auch ohne heroische Attitüden erzählen und ich hoffe, dass die Ambivalenz dieser Portraits sich den derzeit gängigen Zuschreibungen entzieht. Vielleicht ist das der Grund für bisher fünf Prämierungen bei Foto-Wettbewerben: Der Erste Preis der Hoepfner-Stiftung in Karlsruhe und fünf internationale Anerkennungen sind ein schöner Lohn für diese Arbeit.

Im Frühjahr 2021 portraitierte ich wieder eine Reihe interessanter Menschen für das Oderbruch-Museum in Altranft. Ungeschminkte Authentizität aber auch Achtsamkeit stehen bei meinen Aufnahmen im Mittelpunkt. Neben den Fotos für das Museum entstand auch der Fotoessay „Ingo - Dieser Zug endet hier“. „Aussteiger“ müssen heute ihr Glück nicht mehr in Indien suchen. Mitten in Europa gelegen, hält das Oderbruch Orte der Zurückgezogenheit bereit. Ingo, mein Protagonist, fand dort seine Insel des Glücks. Die Serie besteht aus mehreren Diptychen, die je aus einem Porträt und einer räumlichen Beschreibung komponiert sind. Die Foto-Paare stehen inhaltlich und farbig zueinander in Beziehung.

Zwei Seelen schlummern in meiner Brust und so nimmt die analoge Fotografie in meinen Arbeiten wieder einen breiteren Raum ein. Analog fotografiere ich speziell meine „lyrischen“ Fotos, wie zum Beispiel die aktuellen Arbeiten aus dem Zyklus „Der Erde näher als dem Himmel“. Diese Fotos speisen sich aus dem melancholischen Dunkel derzeitiger Umstände. In diesem Jahr habe ich zudem Filme verschiedener Hersteller getestet. Bisher arbeitete ich mit meiner alten Hasselblad 501 viel mit dem Kodak TMAX 400 und mit dem Ilford Delta 400. Die Unterschiede der beiden Schwarzweiß-Filme sind nicht sehr groß, aber letzterer ist mir vielleicht einen Tick zu flau. Da ich die Filme selbst entwickle, verzichte ich im analogen Bereich derzeit auf Farbfilme. Das liegt sicher aber auch in meiner SW-Prägung aus prädigitaler Zeit begründet.

Der Foto-Gedichtband "Kiwitt" entstand in diesem Jahr aus der Zusammenarbeit von Birgit Oßwald-Krüger und mir. Birgit hat die Gedichte geschrieben - ich habe die Fotos analog auf Film aufgenommen. Das Buch hat 80 Seiten im Format 21x21cm und enthält 51 Gedichte sowie 36 Fotografien.


Im letzten Jahr hatte ich die wunderbare Gelegenheit, für die Buchproduktion „Vom Glück der Ressource“ einen Foto-Essay zu fotografieren und zu schreiben. Anlass für dieses Buch ist wohl der derzeit polarisierte Diskurs um den Begriff Wald. Die eine Position betrachtet ihn einzig als legitimen Wirtschaftsraum, die entgegengesetzte sehnt sich nach dem unberührten ursprünglichen Urwald. Ich denke der konstruktiven Mitte gehört die Zukunft. Wer sich tagespolitischen Profit mit der Angst der Deutschen um ihren liebsten Mythos erhofft, verschweigt, dass Waldbau schon immer ein Generationenvertrag ist. Kritkwürdige Zustände lassen sich erst in Jahrzehnten heilen. Wie eine Transformation gelingen kann, lässt sich gut in dem Brandenburgischen Landeswald rund um das Zisterzienser-Kloster in Chorin erkennen. Dort zeigt sich aber auch in welchen Zeiträumen der klimaangepasste Waldumbau gedacht werden muss. Das Buch erschien im März 2022.

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