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  • AutorenbildMichael Anker

Im finsteren Tann

Fotografien aus dem deutschen Wald


Der weiße Hirsch

Es ist der Wald, der wie keine andere Landschaft seit Jahrhunderten die Menschen beschäftigt. Ein Ort der Mythen, der Furcht oder der romantischen Verklärung. Er ist Sehnsuchtsort, Spiegel der Gesellschaft und für einige auch eine ideologische Projektionsfläche.

Für ein neues Projekt streife ich durch Wälder um Bilder zu suchen, die dem Mythos Wald gerecht werden. Im Gepäck eine analoge Mittelformat-Kamera, im Kopf eigene Geschichten und tägliche Nachrichten. Allerdings haben die Märchen der Gebrüder Grimm und alte Sagen in meinem Bewusstsein stärkere Spuren hinterlassen, als es die täglichen, ideologisch aufgeladenen, Schlagzeilen über die Rodung von Wirtschaftswäldern je könnten. Meine Vorstellungen von Wald sind alte Bäume, Dickichte, Farne, Tiefe und Dunkelheit, aber auch sonnengeflutete Lichtungen und versteckte Waldseen. Tatsächlich gibt es noch diese Orte, an denen weiße Hirsche leben, wieder Wölfe heulen und wo sich Realität und Phantasie verweben. Hin und wieder begegnet man Märchengestalten wie dem Rotkäppchen, das es nicht bis zur Großmutter schaffte und den Rotwein lieber selbst austrank oder dem armen Sternentaler-Mädchen, das mit ihrem Baum tanzt.

Es ist der Wald der Mythen und Träume – nicht der des maximalen ökonomischen Profits.


Diese Fotos entstanden auf Schwarzweißfilm im 6x6-Format. Ein Teil der Arbeiten war bereits zu den Kunst-Loose-Tage 2020 in Kombination mit Gedichten von Birgit Oßwald-Krüger zu sehen. Aber das ist ein anderes Projekt ;-).


Das Triptychon „Der weiße Hirsch ist längst erlegt“ hatte ich schon im vergangenen Jahr auf Washi V100 fotografiert. In einer kleinen französischen Firma wird japanisches Papier mit einer Filmemulsion beschichtet und kann dann belichtet werden. Ich habe dieses Material ausgewählt, da es aus Pflanzenfasern hergestellt wird. Die von den Fasern herrührende Struktur des halbtransparenten Washi-Films wird nach dem Entwickeln und beim anschließenden Scannen oder Belichten sichtbar und schlägt so eine Brücke in das Dickicht meines Themas. Das Triptychon wurde beim Brandenburgischen Kunstpreis 2020 ausgestellt.

Der weiße Hirsch ist längst erlegt
Der weiße Hirsch ist längst erlegt

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