Musik, Rum, Zigarren und weiße Strände unter Palmen – der Traum vieler Kuba-Touristen. Vielleicht auch noch der Mythos Che. Wer aber wie die einfachen Kubaner von durchschnittlich 20 Euro im Monat leben muss, für den sieht die Welt etwas anders aus. Fast 60 Jahre karibischer Sozialismus haben überall deutliche Spuren hinterlassen. Es ist der morbide Charme des Zerfalls, der überall zu besichtigen ist. Bereits in der Empfangshalle des Flughafens zeugen von den Wänden gefalle Fliesen von der stehengebliebenen Zeit. Seit meinem letzten Besuch vor über zwanzig Jahren ist der Ruin noch weiter fortgeschritten. Bei minimalen staatlichen Löhnen scheint keiner mehr die Kraft zu finden den Untergang aufzuhalten.
Es ist ein Land mit vielen Wiedersprüchen. Die seit einiger Zeit bestehende Möglichkeit kleinere Geschäfte zu betreiben und Dollars an den Touristen zu verdienen spaltet das Volk. Wer zum Beispiel in Havanna einen Oldtimer besitzt, verdient mit Touristen an einem Tag ein Vielfaches des üblichen Monatslohnes und das zudem in Dollar. Im Landesinneren müssen zu gleichen Zeit die einfachen Leute nach Kartoffeln auf Bezugsschein anstehen und mit nicht konvertierbaren Inlands-Pesos bezahlen. Auffällig dort leere Straßen, kaum Autos.